Weit über 80 % der Menschen, die eine physiotherapeutische Einrichtung aufsuchen, klagen über Beschwerden des Bewegungsapparates. Hier setzt unter anderem die manuelle Therapie erfolgreich an. Der speziell geschulte Mitarbeiter wirkt Funktionsstörungen mit der Kraft seiner Hände entgegen. Daher rührt auch der Name dieser Behandlungsform, der von “Manus” – lateinisch die Hand – kommt.
Zunächst ist wichtig zu wissen, dass nur speziell ausgebildete Personen die manuelle Therapieform durchführen dürfen. Insgesamt muss der Mitarbeiter dafür rund fünf Jahre eine Weiterbildung besuchen. Eine erfolgreich absolvierte Prüfung erlaubt ihm, die Behandlung durchzuführen.
Ziel der Anwendung ist es, Blockaden im Körper auf sanfte und sichere Art und Weise zu lösen. Dazu verwendet der Therapeut seine Hände. Mit ihnen wirkt er auf die betroffenen Partien an der Wirbelsäule und den Extremitäten ein. Durch vorsichtiges ziehen, dehnen oder drehen, schafft er es, die Blockaden zu lösen. Am Ende der Therapie sollte das Zusammenspiel aus Gelenken, Muskeln und Nerven wieder besser oder gar einwandfrei funktioniert. Wie weit der Normalzustand hergestellt werden kann, hängt unter anderem von den zugrunde liegenden Erkrankungen ab.
Nach der Anwendung kommt es seltenen Fällen zu einer Art Muskelkater. Das liegt an den intensiven Bewegungen, die bei der Therapie durchgeführt werden. Während der Phase sollte auf Schonhaltung verzichtet werden. Sie kann zu stärkeren Beschwerden durch einseitige Muskelbelastung führen. Normalerweise sind die Muskelschmerzen nach kurzer Zeit wieder verschwunden. Falls Sie unsicher sind, dann sprechen Sie Ihren Therapeuten gerne an.
Die Manual-Therapie zählt zur Bewegungstherapie, auch wenn die Übungen großteils passiv durchgeführt werden. Oftmals wird sie mit der klassischen Krankengymnastik verwechselt. Dabei sind die Übungen der Krankengymnastik in der Regel aktiv. Zudem weist ein Manual-Therapeut eine wesentlich höhere Fachkenntnis auf, was seiner langen Ausbildung geschuldet ist.
Im ersten Schritt passiert eine genaue Diagnose der arthro-, neuro- und / oder muskulären Probleme des Systems. Dazu werden konkrete Provokations- und Linderungstests durchgeführt. Steht fest, woher die somatischen Dysfunktionen einer Körperpartie, eines -abschnitts oder des gesamten Körpers kommen, beginnt die Behandlung.
Diese ist normalerweise schmerzfrei. Allerdings kann bei einigen Übungen ein leichter Dehnungsschmerz entstehen, der von den Erkrankten unterschiedlich stark empfunden wird. Es werden mobilisierende Techniken genauso eingesetzt wie Stabilisationsübungen. Gerade in Bezug auf die Dehnung nutzen einige Therapeuten auch gerne die Wirkung des Schlingentisches. Dem Patienten werden Übungen beigebracht, die er selbst durchführen kann und sollte. Zudem wird häufig ein medizinisches und wohldosiertes Belastungstraining integriert.
Seit den 1950er-Jahren wird die Therapie nach Maitland praktiziert. Tatsächlich wird sie bis heute permanent aktualisiert. Jährlich kommen neue Übungen hinzu. Das Konzept des Australiers Maitland setzen Physiotherapeuten bei Dysfunktionen des Bewegungsapparates ein. Zunächst erstellt der Behandler eine ausführliche Anamnese. Anschließend führt er Bewegungstests durch, um die Beschwerden des Patienten genauer nachvollziehen zu können.
Es werden sanfte, gezielte Techniken zur Mobilisation eingesetzt. Durch passive Bewegungen und aktive Übungen soll das Zusammenspiel von Gelenken, Muskeln und Nerven optimiert werden. Für einen schnellen und langfristigen Erfolg der Behandlung können zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden. Dazu gehören beispielsweise:
In der manuellen Therapie-Lehre wird davon ausgegangen, dass Gelenks- und Wirbelverschiebungen im Körper das Nervensystem reizen und zudem Blockaden verursachen können. So kommt es zu Schmerzen. Zum einen als Rückmeldung der irritierten Nerven, zum anderen durch die Muskulatur. Sind Bereiche des Körpers in der falschen Position, reagieren die umliegenden Muskeln. Durch die Verschiebung sind sie höherer Beanspruchung ausgesetzt. Was ebenfalls zu Beschwerden führen kann. Einsatzbereiche der manuellen Physiotherapie sind hauptsächlich:
So wirkungsvoll die Therapie mit den Händen auch ist, in einigen Fällen kann sie kontraproduktiv sein. Gerade bei akuten Verletzungen der Wirbelsäule ist von der Maßnahme abzusehen. Liegen Brüche, Verbrennungen, Entzündungen oder Metastasen in dem Bereich vor, wird in aller Regel anderen Behandlungsmethoden Vorrang gegeben.
Der konkrete Ablauf kann nicht verallgemeinert werden. Vielmehr gehen unsere qualifizierten Behandler individuell auf den Patienten ein. Zunächst wird der Ist-Zustand geprüft.
Wenn der Therapeut weiß, wo Blockaden, Instabilität und Immobilität vorhanden sind, kann er mit der tatsächlichen Anwendung starten. Dafür nutzt er seine Hände. Leichter Zug, Druck oder eine umsichtige Drehung führen zu Linderungen der Schmerzen. Der Mitarbeiter wendet dafür nur eine geringe Kraft auf. Die Therapie ist normalerweise so gut wie schmerzfrei.
Ergänzend werden teilweise noch weitere Maßnahmen vorgeschlagen bzw. durchgeführt. Gerade wenn die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, unterstützt Mobilisation gut. Dadurch wird der Patient wieder beweglicher. Bei muskelbedingten Schmerzen haben sich Weichteiltechniken wie die klassische Massage bewährt.
Damit es nicht erneut zu Verschiebungen, beispielsweise an der Wirbelsäule kommt, muss die körpereigene Muskulatur gestärkt werden. Dazu können verschiedene Maßnahmen für den Muskelaufbau und -erhalt genutzt werden. Der Therapeut bespricht mit dem Patienten, ob gegebenenfalls eine Krankengymnastik oder Elektrotherapie empfehlenswert wären. Die richtigen Konzepte hängen vom Zustand und den Erkrankungen des Klienten ab. Eine Einheit manueller Physiotherapie dauert zwischen 15 und 20 Minuten.
Viele Menschen verwechseln die manuelle Therapie mit der Chiropraktik. Deshalb wollen wir hier explizit aufklären. Die Chiropraktik ist wegen der schnellen, ruckartigen Bewegungen bekannt. Diese ist der breiten Bevölkerung oftmals unter dem Begriff Einrenken geläufig. Bei der manuellen Behandlung wird bei uns im Gegensatz zur Chiropraktik langsam und bedächtig gearbeitet.
In der Literatur dient die manuelle Anwendung häufig auch als Überbegriff für alle Behandlungsarten, bei denen Hände eingesetzt werden. Dazu gehören unter anderem die Chiropraktik, aber eben auch die Osteopathie und die Manualtherapie.
Die Risiken, die entstehen, wenn am Ende eines Bewegungsweges abrupt am Gelenk gerissen wird, ist unkalkulierbar. Insbesondere an der Halswirbelsäule raten wir dringend von solchen Praktiken ab. Hier ist die manuelle Therapie auf jeden Fall die bewährte und sichere Lösung.
Damit die Kosten der manuellen Physiotherapie von der Krankenkasse übernommen werden können, braucht es zunächst eine Verordnung. Dadurch, dass der Behandler über enorme Fachkenntnisse verfügt, kostet die Anwendung mehr als beispielsweise die klassische Krankengymnastik. Ihr Arzt kennt die Unterschiede und wird, falls erforderlich, gezielt die manuelle Therapie verschreiben. Oftmals ist eine Zuzahlung des Patienten von 10 Prozent erforderlich. Die konkrete Kostenübernahme sollte vor der ersten Behandlung geklärt werden.
Manuelle Therapie ist eine Kassenleistung nach § 124 SGB V.
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